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Nr 4 2023 www markttechnik de 15 Sie es jetzt gleich in einem der größten Werke für die Fertigung kommerzieller LKWs einführen wollen? Dr Ekkehard Brümmer Production-Level 4 und Shared Production das ist die Vision Aber am Anfang steht dabei erst einmal im Vordergrund die Voraussetzungen in der Fertigung hierfür zu schaffen Das heißt wir planen zunächst erste Anwendungsfälle umzusetzen und die Hardware und die Software so auszulegen dass sich über die Verarbeitung der vielen neuen Daten greifbarere Vorteile ergeben Die Summe all der Hardwareund Software-Elemente soll am Schluss dazu führen aus all den Daten Mehrwert zu gewinnen Im Mittelpunkt stehen dabei die digitalen Zwillinge und Softwaredienstleistungen Darauf bauen Systeme wie die Ortung von Betriebsmitteln und Flurförderzeugen die smarte Unterstützung von Mitarbeitenden sowie die Sicherstellung der Produktionsqualität auf Wie sehen die ersten Schritte in der Fertigung von Daimler Truck im Werk Wörth konkret aus? Brümmer Erstens wollen wir Informationen sowohl über die Werkstücke als auch die erforderlichen Werkzeuge über eine Ortungslogik im Raum erfassen Dabei kann es sich beispielsweise um einen Schrauber und einen Rahmen handeln der verschraubt werden soll Das System erkennt dann welcher Schrauber sich an welcher Stelle des Produkts befindet Das macht den Prozess nicht nur robuster und effizienter es entstehen neue Daten die sich wiederum nutzen lassen um digitale Zwillinge zu erstellen Entsprechendes gilt für die Lokalisierung des Materialflusses Auch hier werden die Prozesse robuster und effizienter Und auch hier entstehen wertvolle Informationen für den digitalen Zwilling Die Lokalisierung geschieht drahtlos? Brümmer Ja aber auf welcher Technik sie basieren wird ist noch Gegenstand unserer Untersuchungen Es könnte über UWB oder auch über 5G funktionieren wir werden sehen was geeigneter ist Ruskowski Da kommen weitere Forschungsbereiche des DFKI ins Spiel die sich beispielsweise mit Forschung an 5G und sogar schon 6G beschäftigen und ebenfalls am Projekt »Twin-4Trucks« beteiligt sind Die Fragen lauten immer Was funktioniert bereits und wie weit kommen wir damit? Aus den Anforderungen der realen Produktionsumgebungen können wir aber auch künftige Anforderungen zum Beispiel an 5G und 6G ableiten und in unsere Forschungen einfließen lassen Aktuell sind in unsere Demonstratorlandschaft bereits 5G-Use-Cases implementiert zum Beispiel rund um das Thema Safety Zukünftig verbinden wir 5G mit KI-Methoden wie beispielsweise Knowledge-Graphen Wie groß ist denn der Anteil der Fertigung in Wörth der mit den neuen Systemen ausgestattet werden soll? Brümmer Twin4Trucks wird in die Hauptlinie integriert und umfasst ganze Montagestationen In welcher Größe das Projekt endgültig umgesetzt wird muss sich noch zeigen Es ist für uns ein wichtiges Projekt aber wir sind natürlich noch absolut am Anfang und können vieles noch nicht absehen Ist die erforderliche Infrastruktur im Werk in Wörth für die ersten Schritte vorhanden? Brümmer Sie wird im Zuge des Projekts aufgebaut Wie genau sie aussehen muss – sowohl auf Hardwarewie auf Software-Ebene – wird sich im Laufe des Twin4Trucks-Projekts zeigen Langfristig gesehen muss die Infrastruktur deutlich ausgebaut werden Welche Konzepte dafür erforderlich sind und welche Ansätze vielversprechend das wird im Laufe des Projekts stufenweise entschieden Wie genau bringen sich die beteiligten Partner in das Twin4Trucks-Projekt ein? Ruskowski Das DFKI und die SmartFactory-KL sehen ihre Aufgabe darin die auf der wissenschaftlichen Ebene und aus unserem Demonstrator-Ökosystem gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis zu transferieren Das betrifft KI die Lokalisierung und die Qualitätskontrolle beispielsweise über Kameras Atos und Infosys sind für die Software zuständig die Pfalzkom kümmert sich um die erforderlichen Serverund Cloud-Strukturen Brümmer Grundsätzlich geht es über die drei Jahre Laufzeit von Twin4Trucks darum die Hardwareund Software-Voraussetzungen dafür zu schaffen Informationen zu sammeln und weiter verarbeiten zu können Darüber sollen entsprechend der Vision von Production-Level 4 die Robustheit und die Effizienz in der Produktion gesteigert werden Denn Prüfungen Korrekturen und händische Eingriffe können dann entfallen das übernehmen die Maschinen Wird dann auch die Anzahl der Mitarbeiter reduziert? Brümmer Einfache Tätigkeiten wie die eben genannten die zum Beispiel auch automatisiert erledigt werden können könnten tatsächlich wegfallen Allerdings gehen wir davon aus dass die Zahl der Produktionsmitarbeiter in den kommenden Jahren deshalb nicht sinken wird Es findet eher eine Verlagerung der Tätigkeit statt Wir spielen Ressourcen frei sodass sich Beschäftigte mehr auf wertschöpfende Arbeiten fokussieren können Allein schon der demografische Wandel und der Bedarf an Fachkräften erfordert es perspektivisch nicht wertschöpfende Aufgaben zu reduzieren Ruskowski Die komplett automatisierte und völlig menschenleere Fabrik war zu Anfang von Industrie 4 0 ein großes Missverständnis In unserem Demonstrator-Ökosystem für den Modell-LKW arbeiten Roboter KI-Methoden und Menschen zusammen Der Mensch spielt bei uns eine wichtige Rolle denn komplexe Aufgaben könnten Roboter nicht übernehmen jedenfalls nicht zu vernünftigen Preisen Nicht den Menschen in der Produktion abzuschaffen sondern die Produktion auf den Menschen zu fokussieren ist das Ziel von Production-Level 4 Sie sprechen von Industrie 4 0 Production-Level 4 PL4 und Shared Production Was genau ist damit gemeint? Ruskowski Industrie 4 0 dürfte ja inzwischen bekannt sein wir wollen mit Production-Level 4 noch etwas darüber hinausgehen und die Produktion vollkommen neu denken Wie lässt sich die Produktion beispielsweise so auslegen dass sich die Reihenfolge der Produktionsschritte flexibel ändern lässt? Eine Shared Poduction hat die verteilte Produktion im Blick auf der Unternehmen die Skills ihrer Maschinen auf Software-Plattformen hinterlegen können die so weltweit verfügbar sind und von anderen Unternehmen für die eigene Produktion genutzt werden können Die Vision Ein Unternehmen will ein bestimmtes Produkt fertigen lassen Statt jetzt mühsam bei verschiedenen Herstellern anzufragen ob sie in der Lage sind den Auftrag anzunehmen und auf die Antwort zu warten sucht das Unternehmen einfach auf der Plattform nach den entsprechenden Skills Ziel von PL4 ist eine resiliente Fertigung denn Unternehmen können zwischen vielen Anbietern wählen Sie können aber auch darauf achten einer möglichst ressourcenschonend oder energieeffizient arbeitenden Maschine den Auftrag zu geben So können wir auch das Thema Nachhaltigkeit mit PL4 vorantreiben Das scheint schon weit in die Zukunft zu weisen Gibt es bereits Pläne wie es nach dem auf drei Jahre angelegten Twin-4Trucks-Projekt weitegehen wird? Brümmer Wir werden das Konzept auch danach horizontal und vertikal weiter denken und weiter entwickeln Damit das gelingen kann ist es wesentlich dass wir jetzt mit Twin4Trucks die Forschung die bei der SmartFactory-KL ohnehin schon anwendungsorientiert ausfällt sowie die reale Fertigungsumgebung so eng