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Nr 33 2021 www markttechnik de 15 Wird das die Gigafactory 2? Welches Produktionsvolumen streben Sie dort an? Im ersten Schritt streben wir in Hazel Park ein Produktionsvolumen von 1 GWh an Wir gehen davon aus dass wir das Ende 2022 erreichen werden Im Anschluss daran werden wir die Produktionskapazität in Hazel Park bis Ende 2023 auf 2 GWh erhöhen Letztlich streben wir für unser Werk in den USA eine vergleichbare Produktionskapazität von etwa 5 GWh an wie hier in Darmstadt Ihre Batterien für Nutzfahrzeuge stellen hochenergetische Produkte dar – Thema UN-Test Läuft das darauf hinaus dass Sie letztlich in allen wichtigen Weltregionen eigene Werke errichten müssen? Aktuell ist das nicht geplant Prinzipiell bemühen wir uns aber um lokales Sourcing wenn wir außerhalb Deutschlands produzieren Zudem gibt es Local-Content-Anforderungen Im Fall USA heißt das konkret dass Batteriesystem und -modul dort gebaut werden müssen Dafür und für die damit verbundene Schaffung von Arbeitsplätzen erhalten wir dort Zuschüsse in Höhe von 2 2 Millionen Dollar In Hessen nur mal am Rande haben wir für keinen unserer Entwicklungsschritte staatliche Zuschüsse erhalten Wenn wir aber in Zukunft über weitere Produktionsstätten jenseits von Darmstadt und Hazel Park nachdenken können wir auch auf existierende Fertigungs standorte von BorgWarner zurückgreifen um dort neue Produktionslinien zu installieren Zählt man die Kapazitäten Ihrer Fertigungsstätten zusammen kommt man bis 2025 auf einen Wert von rund 10 GWh Welche Investitionen sind dafür in den nächsten Jahren nötig? Über 10 GWh bis zur Mitte dieses Jahrzehnts sind sicher ein ambitioniertes Ziel Aus heutiger Sicht halte ich dieses Ziel im genannten Zeitrahmen aber sowohl organisatorisch als auch technisch für machbar Die dafür benötigten Investitionen würden sich noch einmal in einer Größenordnung von etwa 100 bis 150 Millionen Euro bewegen Daimler Traton und Volvo haben für 500 Millionen Euro ein Unternehmen gegründet um ein eigenes Elektrotankstellennetz für den Fernverkehr in Europa zu errichten Wie wichtig sind solche Initiativen für Ihr Businesskonzept? Aus unserer Sicht ist das eine ganz hervorragende Initiative Ich finde dass die Hersteller von Nutzfahrzeugen hier wesentlich weitsichtiger und klüger agieren als die PKW-Hersteller Für den Erfolg der Mobilität bei Langstreckennutzfahrzeugen ist ein leistungsfähiges Ladesäulennetz in Europa von entscheidender Bedeutung Ohne dieses Ladesäulennetz wird sich der für Europa so wichtige Langstreckenverkehr nicht für die Elektromobilität öffnen Seit Beginn der Corona-Pandemie leidet die Elektronikbranche unter Lieferengpässen für Schlüsselbauelemente und steigende Rohstoffkosten Wie sehr ist Akasol davon betroffen? Auch für uns ist das ein Dauerbrenner den wir aktuell aber im Griff haben Unser Vorteil liegt darin dass unsere Forecasts die wir von unseren weltweit agierenden Kunden erhalten im Großen und Ganzen zuverlässig sind Dadurch sind wir für unsere Lieferanten glaubhaft Wir haben uns über die Jahre hinweg Glaubwürdigkeit erarbeitet und werden dementsprechend beliefert Speziell im Zellen bereich haben wir uns über langjährige Lieferverträge mit namhaften Herstellern wirkungsvoll abgesichert Sie bringen derzeit die dritte Generation Ihrer Batterielösungen in die Produktion Sie soll LKWs mit bis zu 1 MWh Leistung ausstatten Das würde einer Reichweite von 700 km entsprechen Welche weitere Steigerung halten Sie zeitnah für möglich? Wenn ich unsere Entwicklungsfortschritte auf die Zukunft übertrage bin ich davon überzeugt dass wir es in drei bis vier Jahren schaffen werden die Zellchemie und die Zyklenfestigkeit der Batterien so zu verbessern dass wir bei gleichem Volumen und Gewicht der Batterie die Energiemenge um bis zu 30 Prozent auf 1 3 MWh pro Fahrzeug steigern können Damit wären dann LKW-Langstreckenfahrten von 900 bis 1000 km mit einer Batterieladung möglich Sie setzen in Ihrer jüngsten Batteriegeneration auf Rundzellen Um welche Art von Rundzellen handelt es sich dabei? Wir verwenden Lithium-Ionen-Akkus der Baugröße 21700 Wir beziehen diese Zellen von LG und Samsung Wir verwenden für unsere Batterien überwiegend Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Akkus kurz NMC aber auch Lithium-Nickel-Cobalt-Aluminium-Akkus die als NCA bezeichnet werden und sich durch eine noch höhere Energiedichte und eine längere Lebensdauer auszeichnen Es gibt aber auch einige Anwenderthemen für die wir Lithium-Eisenphosphat-Akkus einsetzen Sie hatten Ende letzten Jahres bekannt gegeben dass Ihr Auftragsbestand bis 2027 reicht und sich auf rund zwei Milliarden Euro beläuft Hat sich das durch die Corona-Pandemie verändert? Nein Bislang hat uns die Corona-Pandemie nur im ersten Lockdown 2020 betroffen als unsere Kunden ihre Produktion stilllegten und wir somit temporär keine Batteriesysteme mehr ausliefern konnten Aber selbst eine globale Krise vom Ausmaß der Corona-Pandemie konnte letztlich der Dynamik dieses Megatrends dem Wandel hin zur elektrischen Mobilität nichts anhaben Entsprechend liegt unser Auftragsbestand konservativ betrachtet im angesprochenen Zeitraum weiter bei über zwei Milliarden Euro Ihr Umsatz lag 2020 bei 68 3 Millionen Euro Wie sieht die regionale Verteilung dieses Umsatzes aus? Wir erzielen aktuell lediglich etwa zehn bis 15 Prozent unseres Jahresumsatzes in Deutschland Weitere zehn Prozent steuert der US-Markt bei Die restlichen 75 Prozent entfallen auf Europa Eines der jüngsten Beispiele für unsere europäischen Tätigkeiten war vor Kurzem die Unterzeichnung eines strategischen Rahmenvertrags mit dem größten türkischen Nutzfahrzeughersteller Im Rahmen dieses Vertrags liefern wir von 2021 bis 2025 Hochenergie-Batteriesysteme unserer zweiten und dritten Generation an diesen Kunden Das Gesamtvolumen dieses Auftrags bewegt sich im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich Was hat sich für Sie seit der Mehrheitsübernahme von BorgWarner verändert? Haben Sie die Übernahme durch einen Global Player angestrebt? Nein wir haben uns bis Ende letzten Jahres nicht mit diesem Thema beschäftigt Wir haben keinen Käufer gesucht Trotzdem hatten wir dann zum Jahresende 2020 drei konkrete Kaufund Beteiligungsangebote vorliegen Wir haben uns für das aus Sicht der Akasol beste Gesamtpaket entschieden und das bot uns BorgWarner Ihnen war die Übernahme von Akasol letztlich rund eine Milliarde Dollar wert Für mich hat sich konkret verändert dass ich nun keine Anteile mehr an Akasol halte und heute als angestellter Vorstand die weitere Geschäfts entwicklung mit den gewaltigen Mitteln und Möglichkeiten der BorgWarner-Unternehmensgruppe vorantreibe Ich sehe in dieser Veränderung vor allem die Möglichkeit eine Reihe Geschäftsentwicklungen zeitlich zu beschleunigen Wir gewinnen Speed und können unsere Marktführerschaft in Europa noch deutlicher ausbauen und gleichzeitig den für uns wichtigen US-Markt noch intensiver erschließen Dass wir das als Startup aus Hessen geschafft haben macht mich stolz aber es war all die Jahre kein einfacher Weg Das Interview führte Engelbert Hopf