Der Blätterkatalog benötigt Javascript.
Bitte aktivieren Sie Javascript in Ihren Browser-Einstellungen.
The Blätterkatalog requires Javascript.
Please activate Javascript in your browser settings.
www lanline de LANline 3 2021 11 Markt gibt es da aber noch einiges nachzubessern Betrachten wir vier Ansatzpunkte die Belegschaft die Unternehmerseite den Gesetzgeber und die IT Berufstätige können vielerlei Gründe haben ihrer Arbeit lieber jenseits der eigenen vier Wände nachzugehen Dem Single fällt nach Wochen der Isolation im kleinen Appartement die Decke auf den Kopf manch ein Paar stellt fest dass es der Beziehung doch zuträglicher wäre sich wenigstens ein paar Stunden am Tag nicht zu sehen und der Nachbar aus dem vierten Stock mit seiner Vorliebe für Death Metal ist der Konzentration ebenso wenig zuträglich wie der Heimwerker von nebenan der seine Langeweile mit der Schlagbohrmaschine verscheucht Das größte Problem aber war und ist der Wegfall von Schulunterricht und Kinderbetreuung In der ZoomKonferenz professionell und konzentriert zu wirken fällt eben schwer wenn Kleinkinder um die Aufmerksamkeit der Eltern ringen oder aber Schulkinder dauernd Motivation und Unterstützung bei den Hausaufgaben brauchen zumal der kleine Maximilian-Alexander offenbar doch nicht der nächste Einstein ist für den seine Eltern ihn bis zu Beginn des ersten Lockdowns hielten Dazu stellt die Hans-Böckler-Umfrage fest 65 Prozent der Befragten mit betreuungsbedürftigen Kindern im Haushalt empfinden ihre familiäre Situation als belastend Laut der Bitkom-Umfrage war zudem für jeden Vierten mangelnde Internet-Performance ein Hindernis Psychische Belastung Beziehungsprobleme und Baustellenlärm sowie Death Metal als dessen naher Verwandter sind in der Tat harte Gegner für das Prinzip Work from Home Abhilfe schaffen ließe sich hier auf städteplanerischer Ebene Ein Lösungsansatz wären auf die Wohngebiete verteilte Office-Sharing-Umgebungen vergleichbar den Ruhezonen im ICE in denen Werktätige konzentriert und sozial distanziert ihr Werk tätigen können COVID-19 könnte bei uns wie Wissenschaftler befürchten aufgrund immer neuer Mutationen künftig endemisch also verbreitet und dauerhaft auftreten Dann könnte hier ein neuer Markt entstehen voll ausgestattete breitbandig angebundene und natürlich frisch desinfizierte Remote Offices die man stundenoder tageweise mieten kann vom lokalen Wohngebiet aus fußläufig also auch ohne Nahverkehr gut erreichbar und eben lärmgeschützt Schwieriger ist die Lage beim Thema Schulkinder man fragt sich allerdings warum Die Kultusminister der Länder hatten immerhin vom Lockdown 1 bis zum Schuljahresbeginn im Herbst ein halbes Jahr Zeit um Unterrichtskonzepte zu erarbeiten die über häufiges Lüften und Hoffen auf baldige Rückkehr zum Präsenzunterricht hinausgehen Nötig wäre statt eines Digitalpakts Schule ein Resilienzpakt Schule eine bundesweite Kraftanstrengung der Bildungspolitik um den Schulen Unterrichtspläne Materialien technische und organisatorische Hilfestellung sowie das nötige Budget zu geben damit sie den Unterricht zumindest bei der nächsten Pandemiewelle bestmöglich weiterführen können Moderne Pädagogik ist rein online sicher nicht zu 100 Prozent möglich aber Schulen müssen über Resilienzkonzepte verfügen die ihnen erlauben nahtlos vom Regelbetrieb zu einem temporären Onlineoder Hybridmodus zu wechseln sobald eine Krise es erfordert Dies würde die Lehrkräfte entlasten die bislang oft auf sich selbst gestellt waren und die geplagten Eltern im Home-Office oder am Home-Küchentisch ebenso Auf Arbeitgeberseite wiederum ist die Sorge um bröckelnde Produktivität der große Bremsklotz am Siegeswagen der Work from Home-Idee Während sich laut Bitkom die Mehrzahl der Werktätigen zu Hause für produktiver hält stellten bei einer Ifo-Institut-Umfrage vom Herbst 30 Prozent der Unternehmen konstante Produktivität fest 27 Prozent beklagten eine rückläufige 3 Man könnte allerdings argumentieren dass angesichts eklatanter Erschwernis durch eine Pandemie und Nachhilfestunden für Maximilian-Alexander selbst gleichbleibende Produktivität schon ein beachtlicher Erfolg ist Präsenzkultur Bei der Bitkom-Umfrage gab jeder Fünfte 22 Prozent zu Protokoll Home-Office komme für ihn nicht in Frage weil im Unternehmen allgemein eine starke Präsenzkultur vorherrscht Diese Präsenzkultur jedoch ist in Zeiten einer grassierenden Seuche mit zeitweise über 1 000 Toten am Tag schlicht eine Verletzung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers für seine Beschäftigten und zudem geradezu asozial all jenen gegenüber die sich Nahverkehrsmittel mit Berufstätigen teilen müssen die ebenso gut zu Hause arbeiten könnten Eine solche Präsenzkultur ist laut Fachleuten häufig schlicht historisch gewachsen sprich längst unnötig oder aber ein Symptom für mangelnde Möglichkeiten der Erfolgskontrolle Hier wäre es also dringend geboten von Kontrolle der Präsenz zu einer Zielvereinbarung über die Leistung pro Tag Woche Monat oder Quartal zu kommen unabhängig davon wo und wie die Arbeitnehmer diese Leistung erbringen In anderen Fällen ist ein Hindernis dass Arbeitgeber ihrer Belegschaft keine internen Unterlagen mit nach Hause geben wollen Wären doch nur Scanner und digital gestützte Workflows mit Fernzugriff auf zentral gespeicherte Unterlagen schon erfunden! Oder sollte es derlei Technik gar schon seit Jahrzehnten geben? Hat dem Chef wohl keiner gesagt Vor diesem Hintergrund kommt schnell die Frage nach einem Recht auf Home-Office auf eine schon früher von Arbeitsminister Hubertus Heil angestoßene Debatte Wir haben die Arbeit umgestellt aber das ist keine Transformation so Oliver Blueher von Slack Bild Slack