Der Blätterkatalog benötigt Javascript.
Bitte aktivieren Sie Javascript in Ihren Browser-Einstellungen.
The Blätterkatalog requires Javascript.
Please activate Javascript in your browser settings.
Nr 48 2020 www markttechnik de 27 Obsoleszenz-Management ausgebildet Die wichtigsten Aufgaben der Obsoleszenz-Organisation sind laut Norm •Festlegung einer Obsoleszenz-Strategie Welche Kriterien gelten für die Entscheidung proaktive oder reaktive Vorgehensweise •Sicherstellung von vertraglichen Regelungen zu Kunden Lieferanten und Partnern über Lieferpflichten Gewährleistungsansprüche Obsoleszenz-Leistungen gegebenenfalls über Service-Verträge SLA mit Risikoverlagerung in Richtung Lieferant Prozessbeschreibungen zeichnen den Weg nach wie Angebote und Verträge zustande kommen •Sicherstellung des Kommunikationsfluss von Obsoleszenzrelevanten Daten z B PDN PCN mit Definition von Austauschformaten •Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Obsoleszenz-Aktivitäten über ein Obsoleszenz-Management-System gegebenenfalls als Teil eines Integrierten Management Systems IMS •Als wichtigste Aufgabe die Festschreibung aller Prozesse und Strukturen in einem oder wenn es die Verschiedenartigkeit der hergestellten Produkte erfordert mehreren Obsoleszenz-Management-Plänen OMP •Dieser OMP ist gewissermaßen das Herzstück aller Artefakte Er beschreibt auf Basis der Obsoleszenz-Policy-Strategie die Aktivitäten zur Obsoleszenz-Minimierung über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes Er umfasst unter anderem •den Aufbau der Obsoleszenz-Organisation •Alle Produkte und deren Bestsandteile Bauteile Materialien Software Tools und Knowhow zur Aufrechterhaltung von Infrastruktur die dem Obsoleszenz-Management unterliegen und ihr jeweiliger Lebenszyklus mit den daraus entstehenden Anforderungen •Spezifische Kundenanforderungen die über die standardisierten Obsoleszenz-Leistungen hinausgehen •Umfassende Prozess-Beschreibungen abgeleitet aus den für alle Produkte festgelegten Strategien und Vorgehensweisen •Messen und Verbessern der im Plan festgelegten Prozessziele Die Basis aller Obsoleszenz-Aktivitäten sind Daten Daten über das Produkt und seine Bestandteile Materialien Bauteile Teilenummern Baugruppen Pläne Spezifikationen Dokumentationen etc Sie werden meist in Zusammenarbeit mit Zulieferern erstellt sowie über Annahmen und empirisch ermittelte Erfahrungswerte wie erwartete Lebensdauer und Ausfallquoten Diese Daten müssen mit aktuellen Lieferanten-Informationen angereichert werden etwa technischen Änderungen Product Change Notices PCN Produktabkündigungen Product Discontinuance Notices PDN Updates oder Support-Ende von eingesetzter Software Dazu kommen noch Informationen wie Lagerbestände und Lieferfähigkeiten Das Risikomanagement ist gewissermaßen das Gehirn innerhalb der Obsoleszenz-Organisation und stellt hinsichtlich Qualität und Kosteneffizienz Obsoleszenz-Wahrscheinlichkeiten den Obsoleszenz-Auswirkungen gegenüber und trifft so die bestmöglichen Lösungs-Entscheidungen Je valider die Datenbasis auch in teils schwer zu ermittelnden Größen wie den konkreten Auswirkungen von Alterung und die Gegenüberstellung zu den zugesicherten Leistungen des hergestellten Produkts desto realistischere Annahmen kann das Risikomanagement treffen und desto besser sind die darauf basierenden Lösungs-Entscheidungen Auch externe Faktoren wie technologische Weiterentwicklungen geänderte Gesetze oder Umweltauflagen müssen im Risikomanagement berücksichtigt werden Denn die Entscheidungen können sehr weitreichend sein und müssen im Obsoleszenz-Prozess als Lösungsszenarien klar festgeschrieben werden Das einfachste Szenario ist dabei der 1 1-Austausch Dies gilt für Bestandteile die keine besonderen Anforderungen erfüllen müssen und die jetzt und aller Wahrscheinlichkeit nach in Zukunft sehr verbreitet am Markt erhältlich sein werden etwa handelsübliche Schrauben Spezifischere Zutaten wie elektronische Bauteile müssen gegebenenfalls durch vorausschauende Lagerhaltung und -bedingungen und oder der Erschließung einer zweiten oder dritten Lieferquelle abgesichert werden Substitution durch ein ähnliches den Anforderungen entsprechendes Bauteil oder einer reparierten Version Refurbishment sind weitere noch kostengünstige Optionen Richtig teuer kann ein Redesign oder gar ein Reengineering werden wenn Baugruppen wegen fehlender Teile nach Plänen oder nur anhand einer Vorlage neu entwickelt und gebaut werden müssen Hier gilt es zu entschieden ob nicht eine andere Lösung sinnvoller ist etwa ein Upgrade Mit reund proaktiven Maßnahmen sind die Ansprüche der Obsoleszenz-Norm noch nicht befriedigt Zum eingeforderten strategischen Obsoleszenz-Management gehört zwingend und sinnvollerweise schon bei der Planung und Entwicklung der Produkte darauf zu achten dass überhaupt möglichst wenig Obsoleszenz-Fälle auftreten und wenn sie es tun sie möglichst ressourcenschonend behandelt werden können Unter einer solchen Risikominimierung im Entstehungsprozess versteht die Norm beispielsweise wo immer möglich langlebige nachhaltige Bauteile und Technologien zu verwenden Und solche die gut am Markt verfügbar von Herstellern mit guter Lieferfähigkeit und Produktqualität stammen und über eine zweite Quelle beschaffbar sind Dasselbe Ziel verfolgt der Einsatz von offenen Schnittstellen verbreiteten Standards und Protokollen und eine Entwicklung mit transparenter Entwurfsmethodik Für die einfachere Wartung und Austauschbarkeit sollen die Produkte darüber hinaus möglichst modular konzeptioniert werden Ebenfalls gefordert Schutzund Urheberrechte verwendeter Technologien und Software müssen abgeklärt und gegebenenfalls beschafft werden etwa der Quellcode von Programmen Tools zur Weiterentwicklung und das Wissen erlangt und erhalten werden beides zur Weiterentwicklung anzuwenden All dies muss in Prozessen festgeschrieben und synchron zu den Produkt-Lebenszyklen realisiert werden Und damit die Obsoleszenz-Management-Errungenschaften auch von Dauer sind und im besten Falle immer besser werden wachen Qualitäts-Management-Maßnahmen über die Prozesse Die Kontrolle und Nachbesserung erfolgt über den Soll-Ist-Vergleich von zuvor festgelegten Messgrößen wie etwa dem Verhältnis proaktiver zu reaktiver Maßnahmen den Obsoleszenz-Kosten der durchschnittlichen Bearbeitungszeit pro Obsoleszenzfall oder der Abweichung von Risikoabschätzungen zu tatsächlichem Eintreffen Die Herausforderungen sind hoch Die Prozesse gehen entlang des Produkt-Lifecycle einmal quer durchs Unternehmen eine Organisation mit professionellem Risikomanagement muss geschaffen oder das vorhandene erweitert werden Alleine die Bereinigung und Aufbereitung der erforderlichen Daten bedeutet für viele Unternehmen eine Herkulesaufgabe Aber auch die Belohnung ist attraktiv mittelund langfristig eine immense Kostenersparnis einen Wettbewerbsvorteil für den der es früh anpackt und die Gewissheit es führt kein Weg dran vorbei ha ■