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47 2025 www markttechnik de 33 große KI-Cluster heute häufig im zweistelligen Megawattbereich starten wobei dies primär für Hyperscaler gilt und keineswegs auf jedes KI-Projekt übertragbar ist Gleichstromnetze im Rechenzentrum etwa im Bereich von 380 bis 400 Volt kommen bereits bei einigen Hyperscalern zum Einsatz sind jedoch kein flächendeckender Standard Höhere Gleichstromspannungen befinden sich noch in Pilotphasen und sind regulatorisch nicht überall abgesichert Batteriesysteme im Megawattmaßstab könnten Lastspitzen abfangen und Netzentgelte optimieren doch auch dabei ist nicht die Technik die Bremse sondern die Genehmigungspraxis – eine wiederkehrende Erkenntnis in Europa Der kritischste Engpass bleibt die Netzanschlusskapazität Es ist nicht die europäische Stromerzeugung die limitiert sondern die Fähigkeit große Lasten an bestimmten Standorten ins Netz zu integrieren In vielen Regionen fehlen die notwendigen Mittelund Hochspannungsleitungen oder die Kapazitäten von Umspannwerken hinzu kommen lokale Genehmigungsverfahren die sich über Jahre ziehen Diese strukturellen Unterschiede erklären warum Standorte wie Skandinavien oder der arabische Raum derzeit deutlich schneller wachsen Dort sind Strompreise Netzzugänge und administrative Abläufe günstiger klarer geregelt und politisch priorisiert »One-Core-Deployment« Parallel dazu öffnet sich die Zeitlücke zwischen Technologieund Infrastrukturzyklen weiter Während NVIDIA jährlich neue GPU-Plattformen ankündigt oder zumindest im 18-Monats-Rhythmus neue Generationen ausrollt benötigen Rechenzentrumsprojekte in Europa typischerweise zwei bis fünf Jahre Dann ist die Hardware oft schon eine Generation weiter wenn die Gebäude fertig werden Vertivs Ansatz Rechenzentrumsmodule industriell vorzufertigen »One-Core-Deployment« und erst vor Ort zusammenzuführen kann diese Diskrepanz verkleinern doch der größte Teil der Verzögerung entsteht schon vor dem eigentlichen Bau – in Abstimmungen zwischen Behörden Umweltauflagen Netzbetreibern Wasserrecht Brandschutz und Planungsträgern Karsten Winther President EMEA von Vertiv brachte diese Dynamik auf eine griffige Formel Geschwindigkeit wird zum entscheidenden Standortfaktor Länder die schnell planen bewilligen und bauen ziehen KI-Investitionen an Länder die in langwierigen Verfahren steckenbleiben verlieren Skandinavische Staaten profitieren dabei von einem Mix aus Wasserkraft niedrigen Außen temperaturen und digitalisierten zügigen Genehmigungsprozessen Die Golfstaaten setzen mit massiven Investitionen auf den schnellen Aufbau souveräner KI-Infrastrukturen In Westeuropa entstehen zwar weiterhin große Cloudund Colocation-Projekte doch der reine KIund HPC-Ausbau konzentriert sich zunehmend auf jene Regionen die ausreichend Netzkapazitäten freihalten und schneller entscheiden können Grüne Atomenergie? Für Deutschland ergibt sich ein besonderes Thema Nicht die erneuerbare Stromerzeugung ist der Engpass sondern die Übertragung Ein Großteil der grünen Energie entsteht im Norden während der Bedarf im Süden liegt – doch die Leitungen die beides verbinden müssten kommen zu langsam voran KI-Cluster orientieren sich deshalb dorthin wo Kapazitäten verfügbar sind und das ist derzeit vor allem der Norden Oder führt dazu dass von der Kohle direkt auf kleine modulare Reaktoren SMR zur Energiegewinnung gesetzt wird um von fossilen Brennstoffen wegzu kommen – zum Beispiel in Polen Die Bitkom-Zahlen unterstreichen die Tragweite Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen sieht Deutschland bei digitalen Schlüsseltechnologien abhängig und zentrale Hardware wird fast vollständig importiert Digitale Souveränität ist damit keine Frage von Strategiepapieren oder Leitbildern sondern der Fähigkeit Energieinfrastruktur Kühlung Netzanschlüsse und Bau prozesse in ausreichend hohem Tempo bereitzustellen Ruiz formulierte es am Ende nüchtern Die entscheidende Frage sei nicht ob Länder KI wollen sondern ob sie die Infrastruktur besitzen um sie selbst betreiben zu können Europa liegt techno logisch nicht zurück – aber es verliert Zeit durch langsame Verfahren und fragmentierte Zuständigkeiten Und genau dort entscheidet sich wer künftig gestaltet und wer zusieht sc ■ Karsten Winther President EMEA von Vertiv Quelle Vertiv Vertiv-CEO Giordano Albertazzi beantwortete – zugeschaltet – Fragen von Journalisten Quelle Componeers Corinne Schindlbeck