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13 dachbau magazin 5-6 | 2025 www buildingnet de Rumm rumm haut die Dampframme – was vor etwa 100 Jahren der Schriftsteller Alfred Döblin über eine Szene am Alexanderplatz in Berlin schrieb könnte heute für den Straßburger Platz in Dresden gelten Hier ist es meist wahnsinnig laut wie auf einer stark befahrenen Kreuzung Hier wohnen? Geht trotzdem sogar mit attraktiven Ausblicken und Außenflächen wie das neue Wohnhaus „picknick“ von LLA Leinert Lorenz Architekten eindrucksvoll zeigt Trampelpfade vom Straßburger Platz zu Punkthochhäusern aus DDR-Zeiten – 430 Wohnungen auf je 15 Geschossen verteilt in fünf Plattenbauten mit strahlenden Meissner-Keramikplatten-Fassaden – führen direkt am neuen Wohnhaus vorbei Davor wird ein kleiner Eckplatz mit Bäumen von einer Kultkneipe bespielt Viel verstecktes Potenzial liegt in diesem radikal urbanen Ort den sicher alle lieben die beim Kaffeetrinken nicht nur auf Hecken sondern gern auf den Alltag der anderen schauen – es muss nicht immer Ruhe und Idylle sein Urbane Härte Die aggressive Inbesitznahme der Stadt durch die Technik ist auch in den 20er-Jahren des 21 Jahrhunderts noch ein Thema Dirk Lorenz verantwortlicher Architekt für das siebengeschossige Wohnund Geschäftshaus am Straßburger Platz bestätigt dass der Ort eine gewisse „urbane Härte“ aufweist und beschreibt diese als Unnahbarkeit dem Menschen gegenüber aber auch als eigentliche Faszination Denn es gibt hier unbestrittene Standortqualitäten direkt gegenüber der Gläsernen Manufaktur gelegen Dresdens schönster und größter Park – der Große Garten – in Sichtweite keine drei Minuten Fußweg entfernt Auch in die Altstadt braucht man kaum zehn Minuten Mehrere Nahversorger ein Schwimmbad verschiedene Ärzte Parkplätze ein Kindergarten und eines der beliebtesten Cafés der Stadt sind nur eine Straßenbreite entfernt Ein lebenswerter Hotspot wären da nicht die ratternden Straßenbahnen und die Motorengeräusche des alltäglichen Stadtverkehrs Auf Qualitäten setzen In dieser etwas unwirtlichen Gegend braucht neue Architektur einige Tricks um Qualität zu schaffen Das Gebäude an prominenter Stelle versteht sich sowohl als Baustein einer lockeren und modernistisch geprägten Stadtstruktur als auch als Tor zur historisch geprägten Stadt Es sei alles eine Frage der richtigen Ausrichtung und Fassadengestaltung erklärt Dirk Lorenz Die Architekten entwarfen den Neubau mit der Idee die Fassaden platzund nordseitig eher geschlossen zu gestalten Auf der Rückund Südseite sowie den Stirnseiten öffneten sie das Gebäude mit hohem Glasanteil und durchgehenden Balkonen Ein umlaufendes Band aus vom Klempnerbetrieb angefertigten Aluminium-Rauten aus Prefalz-Blechen von Prefa in verschiedenen Grünund Beigetönen zeigt diese Differenzierung und sorgt dafür dass der massige Baukörper optisch in mehrere Teilbereiche gegliedert wird ohne dabei als Ganzes auseinanderzufallen Rauten in Beige und Grün Die Rautenfassade basiert auf dem Bild einer abstrahierten Landschaft Mithilfe künstlicher Intelligenz verteilten die Architekten die unterschiedlichen Farben wie Pixel über die Fassadenfläche An manchen Tagen schimmern die in unterschiedlichen Beigeund Grüntönen beschichteten Rauten im Sonnenlicht So bietet sich hier stets ein interessantes Lichtspiel wo andere Bauten in der Umgebung nicht nur farbsondern auch einfallslos bleiben Um sämtliche Gebäudekanten wurden die Aluminium-Rauten profillos verlegt was wiederum den Eindruck eines breiten umlaufenden farbigen Bandes stärkt Das Band aus Rauten überragt im Osten zum Straßburger Platz hin das oberste Stockwerk und formt einen Rahmen der die Dachterrasse an dieser Stelle besonders inszeniert Von hier aus blickt man über den Großen Garten und in südlicher Richtung auf die Glaskuppel der Kunsthalle der Hochschule für Bildende Künste – die „Zitronenpresse“ – sowie an Dresdens prominenter Plattenbau-Achse entlang direkt ins Zentrum auf das barocke Residenzschloss und die Kathedrale Ein attraktiver Ort hoch über der „urbanen Härte“ des Straßburger Platzes Pragmatische Zusammenarbeit Mit dem Fassadenband der Idee eines gemeinschaftlich genutzten Dachgartens mit Spielplatz sowie effizient geplanten Grundrissen gewann das Architekturbüro LLA 2020 einen geladenen Wettbewerb Dass es einen solchen gab ist der Stadt Dresden und dem Investor zu verdanken die auch im weiteren Planungsprozess gemeinsam immer wieder eine wichtige Rolle spielten Ab 2021 ging man in enger Abstimmung aller Interessenvertreter in die Realisierung Heute lobt Dirk Lorenz wie viele der Ideen von damals umgesetzt werden konnten „Das Projekt lief ohne Generalunternehmer und die Zusammenarbeit war damit viel direkter auch zwischen uns und den ausführenden Firmen “ Ein wichtiges Plus bei den Herausforderungen die sich bei dem Bauprojekt boten Auf einer Bruttogeschossfläche von 7898 m² und innerhalb des Baugesamtvolumens von 24 511 m³ errichtete man 52 Wohnungen zwischen 31 und 108 m² als Einbis Vierzimmerwohnungen Im Erdgeschoss sind je nach Teilung bis zu vier Gewerbeeinheiten möglich ▸ Die Rauten überragen das oberste Stockwerk und formen einen Rahmen der die Dachterrasse inszeniert