Der Blätterkatalog benötigt Javascript.
Bitte aktivieren Sie Javascript in Ihren Browser-Einstellungen.
The Blätterkatalog requires Javascript.
Please activate Javascript in your browser settings.
06 2022 36 www medicaldesign news Werkstoffe Forschung Lebende Materialien für die Medizin Mikroorganismen wie Bakterien Pilze oder Algen reagieren auf physikalische Signale wie Licht Wärme und Druck oder chemische Signale wie Nährstoffe Toxine und den pH-Wert Die Trigger lassen die Mikroben komplexe chemische Verbindungen synthetisieren um zu überleben Materialforscher wollen diese Fähigkeit nutzen und kontrollieren – etwa um mit hochsensitiven Biosensoren individualisierte Medikamente direkt am Krankheitsherd zu produzieren Von Dr Shrikrishnan Sankaran Christine Hartmann Diese spezielle Materialforschung bewegt sich an der Schnittstelle zur synthetischen Biologie Gentechnische Verfahren machen es dabei möglich die Reaktionsmechanismen der Organismen zielgerichtet umzuprogrammieren In vielen Anwendungsszenarien stößt der Einsatz der Mikroorganismen aber an seine Grenzen Ungeschützt neigen sie dazu nicht an einem Ort zu bleiben und mit anderen Mikroorganismen zu interagieren Die Lösung sind sogenannte Engineered Living Materials ELMs ein speziell designtes Material bei dem die lebenden Organismen in nicht lebende Materialien eingeschlossen sind und dennoch ihre Funktion behalten ■ ■ Engineered Living Materials boomen Die Forschung an den ELMs ist noch relativ jung aber schon fest etabliert Aus den Pionieren des letzten Jahrzehnts ist eine rasant wachsende internationale und interdisziplinäre Community geworden Förderprogramme unterstützen die Arbeit der Forschungsgruppen und Startups transportieren das Wissen in Anwendungen In Sektoren wie der Bauoder Textilindustrie haben sich die ELMs bereits bewährt Einen besonderen Boom erlebt aktuell die Forschung an ELMs im medizinischpharmazeutischen Umfeld wo sie Living Therapeutic Materials LTMs genannt werden Bild 1 LTM-Biosensoren in Form von Pads Wearables oder sogar Tattoos bzw auch Implantate die bei Entzündungen chronischen Infektionen oder Krebs an den Patienten angepasst Wirkstoffe in den Körper abgeben stehen auf dem Wunschzettel der Forschenden und der Industrie ■ ■ Maßgeschneidert lang lebig und kostengünstig Sind solche lebende Implantate im menschlichen Körper an der richtigen Das Leibnizinstitut für neue MateriaLien Das INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien in Saarbrücken erforscht und entwickelt neuartige und optimierte Materialien für den Menschen und seine direkte Umgebung Rund 100 Forschende untersuchen grundlegende Phänomene an Grenzflächen und Oberflächen ahmen biologische Prinzipien nach und suchen nachhaltige Ansätze für das Materialdesign Die Ergebnisse setzt das INM in innovative Lösungen um von druckbarer Elektronik für die digitale Welt über programmierbare Implantate für die Biomedizin und genaueste Diagnoseverfahren für die Krebstherapie bis zu leistungsfähigen Speichermaterialien für die Energiewende Im Saarbrücker Leibniz Wissenschaftscampus »Living Therapeutic Materials« kooperiert das INM mit den medizinischen und naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität des Saarlandes und dem Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland b ild sdecoret stock adobe com