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Nr 49 2021 www markttechnik de 3 Aktuell Nachrichten Fortsetzung von Seite 1 Fortsetzung von Seite 1 Fachkräftemangel Experten-Diskussion markt für Elektroingenieure be o b achte war die Diskrepanz zwischen Bedarf der Industrie und Zahl der Absolvierenden nie so groß wie heute etwa 20 000 zu 8600 pro Jahr« so Dr Michael Schanz Ar beitsmarktspezialist beim VDE Und leider sei der Trend zum Studium der Elektro und Informationstech nik rückläufig Aber auch der Engpass bei den beruflich Qualifizierten ohne akade mischen Abschluss bereitet Sorgen der Wert sei auf einem Allzeithoch so der DIHK Vor allem kleinere Unternehmen seien trotz Mehrbe lastung der Belegschaft bisweilen gezwungen auf Aufträge zu ver zichten mitsamt der Auswirkungen auf Produktions und Lieferketten Laut MINTHerbstgutachten des Instituts der Deutschen Wirtschaft liegt die bundesweite Arbeitskräf telücke im Oktober 2021 bei insge samt 276 900 und damit deutlich höher als im Oktober vor einem Jahr damals 108 700 und auch erstmals wieder höher als im ent sprechenden Vergleichsmonat vor Corona im Jahr 2019 mit 263 000 Digitalisierung Dekarbonisierung und Demografie würden den MINT Bedarf in den kommenden Jahren noch einmal deutlich erhöhen stattdessen sei aber ein Rückgang zu befürchten vor allem weil in den wichtigen technischen Studiengän gen pandemiebedingt die Ausländer fehlten Prof Dr Axel Plünnecke Leiter Kompetenzfeld Bildung Zuwande rung und Innovation am Institut der deutschen Wirtschaft Köln be tont wie sehr Deutschland auf MINTAusländer angewiesen ist »Ohne die Zuwanderungserfolge der letzten Jahre würden heute rund 280 000 MINTFachkräfte in Deutschland zusätzlich fehlen und die Lücke läge bei über einer hal ben Million « Die Nachfrage werde in den kommenden Jahren steigen Allein der jährliche demografie bedingte Ersatzbedarf bei MINT Facharbeitern und MINTAkade mikern werde in den nächsten fünf Jahren um 27 000 zunehmen Für die Entwicklung klimafreundlicher in neue Fabs hinzugekommen Das klingt alles sehr vielversprechend allerdings bringen die Ankündigun gen kurzfristig keine Entspannung in Hinblick auf die Lieferengpässe von Halbleitern Stephan zur Verth Vorsitzender der ZVEIFachgruppe Halbleiterbauelemente hat kürzlich erklärt dass der Neubau einer Halb leiterFab typischerweise mehr als vier Jahre dauert erst dann können die ersten ICs ausgeliefert werden Das heißt die Fabs die dieses Jahr bzw nächstes Jahr gebaut werden können frühestens 2025 zur welt weit verfügbaren Kapazität beitra gen vorausgesetzt dass sie das Equipment für die Fertigung recht zeitig bekommen – ein Punkt den Thomas Rothhaupt Director Sales Marketing bei Inova Semicon ductors im Rahmen des Halblei terforums der Markt Technik durchaus in Frage stellt »Es wer den enorme Summen an Investi tionen genannt aber diese umfas sen auch Equipment das von ein paar Unternehmen weltweit gelie fert wird Da werden sich die Her steller auch anstellen müssen um ihre Anlagen zu bekommen das wird sicherlich lange dauern « Dazu kommt noch ein weiteres Problem das besonders die Auto mobilindustrie aufhorchen lassen sollte und auf das Peter Wiese Vice President und General Mana ger Automotive Sales EMEA von NXP Semiconductors hinweist »Wenn es um den Kapazitätsaus bau von Intel oder TSMC geht dann sprechen wir von 28nmPro zessen und kleiner « Geht es um die Automobilindustrie sind die klei nen Prozessstrukturen aber defini tiv nicht die die fehlen Das bestä tigen auch die Zahlen von zur Verth Seiner Aussage nach werden von den mittlerweile rund 960 Halbleitern pro Fahrzeug zwei Drittel mit Prozessen von 130 nm und größer gefertigt HochvoltICs Motortreiber BMSBausteine Bat tery Management System Senso ren etc werden seiner Aussage nach mit Prozessstrukturen zwischen 65 und 350 nm gefertigt Leistungs elektronik wiederum basiert auf Prozessen über 1 µm Lediglich Digitalprozessoren Speicher Ra dar Gateway und Netzwerkpro zessoren benötigen Prozesse ab 40 nm und kleiner Wiese weiter »Es werden zwar viele Fabriken gebaut aber die Frage ist was in diesen Fabriken gefertigt werden kann ob in den neuen Fabs die Prozesse zur Ver fügung gestellt werden die wir brauchen Wir diskutieren viel über kleinste Strukturgrößen aber viele Industrien benötigen ausge reifte ältere Prozesstechnolo gien « Das sieht auch zur Verth so denn er betont in Hinblick auf die deutsche europäische Halbleiter strategie dass in dieser Region »LeadingEdge nicht nur 2 nm be deutet« Bei allen Diskussionen um den Aufbau neuer europä ischer Fertigungskapazitäten die zur Verth durchaus für wichtig und richtig hält sollte der reale Bedarf in Europa berücksichtig werden Und nachdem über 60 Prozent des Halbleiterumsatzes in Europa im Automobil und Industriemarkt erzielt werden »ist der Aufbau einer Fertigung mit 10nmStruk turen sicherlich sinnvoll aber es sollte nicht nur in diesem Bereich ausgebaut werden « st ■ Technologien und Produkte erwar ten 63 Prozent der größeren Unter nehmen einen steigenden Bedarf an ITExperten 43 Prozent an Ingeni euren und 32 Prozent an sonstigen MINTKräften Dass Dr Michael Stahl Geschäftsführer Bildung und Volkswirtschaft des Arbeitgeber verbandes Gesamtmetall mit ei nem Rückgang der MINTKom petenzen bei Schülerinnen und Schülern durch die pandemiebe dingten Schulschließungen rech net trägt nicht zur Entspannung bei »Das bereitet uns große Sor gen« Rund 37 Prozent der MINT Beschäftigten seien in der Metall und Elektroindustrie tätig aus ihr würden 75 Prozent aller Patentan meldungen stammen u a für Kli maschutz und Dekarbonisierung > MINT-Potenziale von Mädchen und jungen Frauen nutzen Dr h c Thomas Sattelberger Vorstandsvorsitzender der Natio nalen Initiative „MINT Zukunft schaffen“ und frisch ernannter Par lamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium un ter Bettina StarkWatzinger mahnt zur Zusammenarbeit »Wir müssen noch deutlich besser die MINT Potenziale von Mädchen und jun gen Frauen nutzen Bei den Stu dienanfängerInnen in den mathe matischnaturwissenschaftlichen Fächern ist der Frauenanteil im Jahr 2020 mit über 50 Prozent ver gleichsweise hoch in Elektro und Informationstechnik mit 16 3 Pro zent und Informatik mit 22 9 Pro zent nach wie vor noch niedrig Das drückt auf die Innovationskraft unseres Landes « Sattelberger und das IW raten u a dazu MINT an ders zu bewerben und den Klima schutz in den Vordergrund zu stel len »62 Prozent der jungen Frauen im Alter von 17 bis 24 machen sich z Bgroße Sorgen um den Klima wandel im Vergleich zu 46 Prozent der jungen Männer Durch eine stärkere Integration der Nachhaltig keitsthemen in den Unterricht an Schulen und in außerschulischen Initiativen mehr klischeefreie Be rufs und Studienorientierung so wie ein besseres Feedback zu den starken Kompetenzen der Mädchen und Frauen könnten mehr junge Frauen für MINTAusbildung und Studium gewonnen werden« glaubt Sattelberger sc ■