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funkschau Kommentar l 11 11 l 2021 ➤ Telemonitoring Videosprechstunden elektronische Patientenakte – in vielen europäischen Ländern gehören diese digitalen Technologien bereits seit Jahren zum Standard Aber nicht hierzulande Das deutsche Gesundheitswesen ist im internationalen Vergleich weit abgeschlagen so das vernichtende Urteil des Beratungsunternehmens PWC Dabei bietet der technologische Fortschritt doch gerade in diesem Bereich gewaltige Potenziale Angefangen bei der Optimierung der Prozesse und somit der Entlastung des Klinikpersonals über die Förderung des ländlichen Raums mithilfe von Telemedizin bis hin zur Revolutionierung der Diagnostik auf Basis Künstlicher Intelligenz So hat beispielsweise das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen NCT in Heidelberg zusammen mit SAP bereits vor einigen Jahren das vielversprechende Projekt „Medical Research Insights“ angestoßen Das NCT behandelt jährlich mehr als 10 000 Krebs-Patienten mit über 15 000 Therapieansätzen jede Patientenakte umfasst dabei bis zu 1 200 Datenelemente Der Einsatz der Technologie soll die Mediziner in Anbetracht dieser Datenmassen nun dabei unterstützen schneller Erkenntnisse aus ihnen ableiten und zu den bestmöglichen individuellen Therapiekonzepten gelangen zu können Doch während die technischen Möglichkeiten immer plastischer immer praxistauglicher werden hinkt der medizinische Alltag dieser rasanten Entwicklung teils drastisch hinterher zuletzt verdeutlicht im Zuge der Corona-Krise „Die Digitalisierung als Element der Pandemiebekämpfung hat wie in einem Brennglas gezeigt dass wir auf diesem Gebiet der Entwicklung um Jahre hinterher sind“ konstatierte Rudolf Henke CDU CSU im Rahmen einer öffentlichen Anhörung zum Stand des Ausbaus der Digitalisierung im Gesundheitswesen im Juli Doch gerade die Politik der vergangenen Jahre dürfte zu diesen Versäumnissen einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet haben – der jetzt doch möglichst schnell nivelliert werden soll Beispielsweise mit Vorstößen wie dem Krankenhauszukunftsgesetz dem Digitale-Versorgungs-Gesetz oder dem Terminserviceund Versorgungsgesetz der Einführung der elektronischen Patientenakte ePA sowie elektronischer Rezepte eRezept die jedoch mal mehr oftmals aber weniger erfolgreich in der Praxis angekommen sind „Kein digitales Formular hat auch nur eine einzige medizinische Behandlung verbessert stattdessen aber die ambulante medizinische Versorgung massiv erschwert Und das in einer Pandemie “ kritisierte Dr Thomas Kriedel Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung KBV den aus seiner Sicht mangelhaften Start von ePA und eRezept Viele gerade technische Anforderungen seien in der Kürze der Zeit Die Versäumnisse Vieler Jahre kaum stemmbar gewesen „Das ist wieder einmal rein politisch und rein technisch gedacht Ohne jegliche Rücksicht auf die Versorgungsrealität in den Praxen Und nun holt die technische Realität die politischen Pläne ein “ Kriedels Kritik unterstreicht dass es kaum ausreichen wird schlicht den Druck zu erhöhen und die Versäumnisse der vergangenen Jahre in möglichst kurzer Zeit nachholen zu wollen Dafür sind die Anforderungen in einem komplexen kritischen Umfeld wie der Gesundheitsversorgung schlicht zu hoch zu individuell zu heterogen Beispielsweise in Hinblick auf den Datenschutz So liegen sich schon seit Monaten die Datenschutzbehörde und die Krankenkassen rund um Datenschutzfunktionen und die DSGVO-Konformität der elektronischen Patientenakte in den Haaren Und künftig wird darüber hinaus immer öfter die Frage im Raum stehen ob denn jedes Krankenhaus und jede Arztpraxis die Sicherheit dieser hochkritischen Daten sowie der eigenen IT-Infrastruktur überhaupt ausreichend gewährleisten kann Die Ärzteschaft ist eben kein IT-Dienstleister wie Kriedel passend feststellte Denn nicht jede Einrichtung kann auf die dringend nötigen Ressourcen zurückgreifen Oftmals fehlt es an Fachkräften Knowhow oder schlicht den wirtschaftlichen Mitteln Dass ein Worst Case-Szenario dann nicht lange auf sich warten lässt zeigte der erfolgreiche Cyberangriff auf die Düsseldorfer Uniklinik im letzten Jahr Ein gewaltiger Beschleuniger der Digitalisierung im Gesundheitswesen wie es bereits viele mutmaßen wird aufgrund dieser verzwickten Lage daher auch die Corona-Pandemie nicht werden – durchaus aber ein aufmerksamkeitsstarkes Werkzeug um die vielen Defizite aufzuzeigen Zu diesen gehören nicht zuletzt die Mühlen der Bürokratie die nicht nur bereits den Digitalpakt Schule ausbremsten sondern das Krankenhauszukunftsgesetz aktuell vielerorts nahezu zum Erliegen bringen – wie im Falle der Asklepios Kliniken „Der Aufwand und der langsame bürokratische Ablauf im Entscheidungsprozess konterkarieren die Digitalisierung“ kreidet Kai Hankeln CEO der Kliniken an „Selbst die Bezeichnung Krankenhauszukunftsgesetz ist schon in sich irreführend und eine ungewollte Parodie denn es geht eigentlich darum erst einmal das nachzuholen was in anderen Ländern längst üblich ist “ Beschleunigen lassen wird sich dieser Prozess kaum erzwingen lassen schon gar nicht Es braucht daher einen langen Atem die entsprechenden Mittel und vor allem die Bereitschaft aller involvierten Parteien die Digitalisierung gemeinsam erfolgreich und nachhaltig umsetzen zu wollen Politischer Aktionismus hingegen wird sich wie so oft im Sande verlaufen stefan aDelmann Chefredakteur funkschau sadelmann@wekafachmedien de „Es geht eigentlich darum erst einmal das nachzuholen was in anderen Ländern längst üblich ist “