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Nr 45 2021 www markttechnik de 3 Aktuell Nachrichten Fortsetzung von Seite 1 Strompreis-Rekorde Stromund Energiepreisentwicklung in der Elektronikbranche durchaus unterschiedlich bewertet So rechnet etwa Hauke Hannig Bereichseiter Unternehmenskommunikation und Politik der ebmpapst-Gruppe angesichts von Börsen-Strompreisen die gegenüber den bisherigen Preisen um das Vierbis Fünffache angestiegen sind »mit erheblichen Preissteigerungen vor allem beim Strom« Beim Gaspreis habe die ebmpapst durch eine langfristige Einkaufsstrategie dagegen aktuell stabile Preise Semikron in Nürnberg verfügt nach Auskunft seines CEO Karl-Heinz Gaubatz »zu 100 Prozent über Öko-Stromverträge « Diese seien derzeit immer noch höher als der Standard und jetzt kommt noch die Energiekostenerhöhung hinzu Strukturkosten die durch Effizienzsteigerungen und Einsparungen an anderer Stelle kompensiert werden müssen Gaubatz fordert deshalb »Die Elektronikindustrie benötigt dringend ein Bekenntnis der Politik zu Strukturkostensenkungen für den Produktionsstandort Deutschland nur dadurch kann man die Lieferkettenabhängigkeit von anderen Nationen lösen « Helge Puhlmann Geschäftsführer der Yamaichi Electronics Deutschland weist in diesem Zusammenhang darauf hin »dass Deutschland schon bisher bei den Energiepreisen weltweit im Spitzenfeld aller OECD-Staaten liegt« und verweist im selben Satz darauf »dass in Frankreich der Strom nur etwa die Hälfte kostet« Aktuell bewegen sich die Kosten für ihn noch in einem akzeptablen Bereich »wir erwarten aber nicht dass sich das erreichte Niveau wieder reduziert eher wird das Gegenteil der Fall sein« Auch wenn sich die steigenden Energiekosten besonders in der Materialversorgung im Logistik - bereich und beim Fuhrpark bemerkbar machen findet Hermann Püthe Geschäftsführender Gesellschafter der inpotron Schaltnetzteile steigende Energiepreise gut und richtig »Ohne Mehrkosten ist die Energiewende sicher nicht denkbar Nur durch die Verteuerung der fossilen Brennstoffträger wird die regenerativ erzeugte Energie wettbewerbsfähig und der Wandel erhält den erforderlichen Druck « Neben einer ehrlichen Energiedebatte mit klaren Regeln um den Energieverbrauch sowohl im betrieblichen als auch im privaten Umfeld deutlich zu senken sieht Püthe auch den intelligenten Umgang mit anfallender Abwärme aus Produktionsprozessen als Teil der Lösung »Wir bei inpotron nutzen Prozesswärme im Winter um die Gebäude zu heizen und Gas zu sparen « Wer aktuell seinen gesamten Jahresstrombedarf für 2022 einkaufen möchte darin sind sich alle Befragten einig würde das zu massiv gestiegenen Kosten tun So weist der ZVEI darauf hin dass die Energiekosten der deutschen Elektroindustrie in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind Allein im September betrug der Anstieg ein Drittel Da der Anteil der Energiekosten an den gesamten Materialkosten jedoch nur etwa 2 Prozent beträgt sind die gesamten Materialkosten in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 nur um knapp 4 Prozent gestiegen Aufgrund anhaltender Versorgungsengpässe hält man es beim ZVEI für möglich dass sich Kostensteigerungen noch bis weit ins nächste Jahr fortsetzen Matthias Zelinger Leiter des VDMA Competence Center Klima Energie weist darauf hin »dass nur wenige Maschinenbau-Unternehmen selbst energieintensive Firmen sind« So liegen die Energiekosten im Maschinenund Anlagenbau nach seinen Worten »üblicherweise deutlich unter 2 Prozent der Gesamtkosten« Die aktuelle Preisentwicklung gehe dennoch nicht spurlos an den Mitgliedern vorbei »Einerseits ergibt sich bei der Erneuerung lang laufender Lieferverträge für Strom und Gas heute ein drastischer Preissprung der zu stemmen ist Anderseits sind wir von vielen energieintensiv hergestellten Vorprodukten abhängig « Ein Umstand auf den auch Michael Heinemann CEO von Phoenix Contact E-Mobility hinweist »Zu den Energiekosten kann ich wenig sagen weil wir viele Teile aus unserem Unternehmensverbund geliefert bekommen Wir beschäftigen uns in unseren Produktionsstätten mit der Endmontage da fallen keine so hohen Energiekosten an « Einen Indikator kann er aber doch nennen »Wir haben für unsere Kontakte einen Galvanikprozess zum Versilbern Dort haben sich die Kosten aufgrund der gestiegenen Energiekosten um 4 5 Prozent erhöht « Bereits vor Jahren hat die Harting-Technologiegruppe die Weichen im Hinblick auf nachhaltige Energieversorgung gestellt wie Detlef Sieverdingbeck Zentralbereichsleiter Publizistik berichtet »Neben Energie die wir aus nachhaltiger Wasserkraft beziehen produzieren wir auch signifikant Eigenstrom durch Fotovoltaik und Geothermie « Hinzu kommt noch das private Engagement von Dietmar Harting als Gesellschafter der ZEA Green Energy Das dort erzeugte Bio-Methangas nutzt das Unternehmen in einem eigenen Blockheizkraftwerk und deckt damit etwa 20 Prozent des Energiebedarfs »Wir arbeiten ständig daran den Energiebedarf in der Produktion weiter zu minimieren « Folgenden Appell richtet er daher an die politischen Entscheidungsträger »Deutschland gehört bereits zu den Volkswirtschaften die am effizientesten mit der Energie umgehen Daher darf unser Wirtschaftsstandort nicht noch stärker durch zusätzliche Besteuerung belastet und somit weiter geschwächt werden « Im Bereich passiver Bauelemente so Olaf Lüthje Senior Vice President Business Marketing Passives bei Vishay «ist der Einfluss der Energiekosten eher niedrig im Vergleich zu den übrigen Kosten« Aus seiner Sicht »ist der Anteil der Energiepreise im Rahmen der gegenwärtigen Kostensteigerungen weniger relevant als die Steigerung der Kosten für Rohmaterialien und Transport« Auf eine vergleichsweise geringe Bedeutung der Energiekosten verweist auch Christian Blersch Geschäftsführer der E E P D »Aktuell betragen unsere Energiekosten 0 6 Prozent vom Umsatz für 2022 erwarten wir aber eine Steigerung der Energiekosten um bis zu 25 Prozent« Er geht davon aus dass die Erhöhung der Energiekosten in Relation zu allen anderen Kosten insbesondere den Preissteigerungen bei Bauteilen zu keiner spürbaren Erhöhung bei den Preisen führen wird Auch Kai Heinemann Geschäftsleiter Entwicklung und Produktmanagement bei Block Transformatoren-Elektronik bestätigt dass die Energiekosten weniger als 1 Prozent vom Unternehmensumsatz ausmachen Er stellt aber auch fest dass es nicht sein könne dass man sich in Deutschland und Europa ein Bein ausreiße für eine ressourceneffiziente Fertigung wenn gleichzeitig anderswo die gleichen Produkte aufgrund niedriger Energiepreise zu deutlich geringeren Kosten und dazu noch mit einem höheren CO 2 -Ausstoß hergestellt würden »Da ist in Zukunft globale Gerechtigkeit gefordert « eg rh ■ Karl-Heinz Gaubatz Semikron »Wir benötigen dringend ein Bekenntnis der Politik zu Strukturkostensenkungen für den Produktionsstandort Deutschland nur so lässt sich die Lieferkettenabhängigkeit von anderen Nationen lösen «