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                Nr 31–32 2021 www markttechnik de 21 Potenzial und Ideen sind das eine davon gibt es im Industrie-4 0-Umfeld schon seit Jahren genügend während die praktische Umsetzung gerade im Mittelstand oft noch auf sich warten lässt Wie also sieht eine Low-Code-Integration in der Praxis aus? In der klassischen Fertigung bei einem kleinen mittelständischen Maschinenbauer? Low Code beim Holzmaschinenbauer Sägen Fräsen Hobeln Schleifen sind das Metier der Otto Martin Maschinenbau GmbH Co KG aus dem schwäbischen Ottobeuren Seit 1922 steht der Maschinenbauer für gute Werkzeuge zum Bearbeiten von Holz unter dem Hashtag #mymartinmachine werden in den sozialen Medien Holzverarbeitungsmaschinen auf der ganzen Welt gezeigt Der 170-Mitarbeiter-Betrieb hatte viele Ideen zur Digitalisierung der Allgäuer Produktion war aber bereits mit den ersten Versuchen mehrfach gescheitert zum Beispiel mit einer Umsetzung über ERP »Das ist teuer dauert lang und ist nicht flexibel Und spätestens beim nächsten Update wird es wieder teuer « fasst Geschäftsführer Michael Hammerer in einem Webinar des Low-Code-Anbieters Intrexx die Erfahrungen zusammen »Die meisten Ideen sind an der Wirtschaftlichkeit gescheitert Wir sind als Mittelständler zu klein um teure Lösungen einzusetzen « Auf der Suche nach einem CAQ-System Computer Aided Quality welches sich herkömmlich erst nach 25 Jahren amortisiert hätte und aus Frust »die Ideen seiner Mitarbeiter zu oft abschmettern zu müssen« begab Hammerer sich mit seinem Qualitätsmanager aus dem klassischen Suchfeld heraus und stieß auf die deutsche Entwicklungsumgebung Intrexx Die plattformunabhängige Low-Code-Lösung verspricht Webapplikationen und auch komplette Industrie-4 0-Anwendungen per Drag Drop zu erstellen und zu verwalten Wichtig war für den Manager dass »auch Mitarbeiter die nicht aus dem IT-Umfeld stammen« mit dem Tool arbeiten können und es sich um ein Low-Code-Werkzeug nicht um No Code handelt »Wir können wenn nötig Code einfügen damit haben wir deutlich mehr Möglichkeiten « Das erste Projekt hat das Portal bezahlt Und dann ging alles wahnsinnig schnell »Das CAQ-Projekt bot genügend Komplexität um als Referenz für weitere Projekte auf der Roadmap zu dienen« sagt Michael Hammerer Die Shopfloor-Digitalisierung startete mit einem Kick-Off Workshop im Februar 2020 bereits einen Monat später ging das digitale Reklamationsmanagement via Mobileund Web-Applikation live Wo früher langwierig im Ticket-System dem ERP Excel händischen Sperrzetteln sowie etlichen Nacharbeitsund Lieferantenscheinen Daten ständig neu erfasst und nie ganzheitlich ausgewertet wurden brachte die digitale Dateneingabe am Tablet Konformität sowie Bearbeitung und Analyse in Echtzeit Bisher mussten Reklamationsgründe umständlich beschrieben werden jetzt zeigt ein digital gespeichertes Bild „kreuzförmige Kratzer auf der Oberfläche“ genauer »Das ist eine große Hilfe Wir verfügen nun über deutlich bessere Daten unser Qualitätszentrum wird sofort informiert und kann direkt reagieren « sagt Hammerer sichtlich erfreut Seine Prozesse laufen besser und er konnte zudem eine Mitarbeiteridee umsetzen Auch die Mitarbeiter sind nach seinen Angaben zufrieden auch Nicht-PC-User in der Produktion nähmen das Projekt gut an und bedienten es intuitiv – immerhin kennen sie Tablets von daheim Der Nutzerkreis ist seit März 2020 auf 60 Mitarbeiter gewachsen die digitale Reklamationsabwicklung wird großflächig auf dem gesamten Shopfloor eingesetzt Der Punkt der den Geschäftsführer am meisten freut ist die Amortisation »Digitalisierung ist kein Selbstzweck Wir haben alle Systeme integriert der Prozess ist live und der Return on Investement RoI war inklusive Lizenzen nach einem halben Jahr erreicht « Übersetzt heißt das Jedes Folgeprojekt läuft ohne Anschubkosten noch wirtschaftlicher die erste Applikation hat das Portal gezahlt Nutzer und Entwickler verschmelzen zu Citizen Developern Wie konnte Otto Martin so zügig eine funktionierende Applikation entwickeln? Low Code soll zwar schnell zu erlernen sein aber ein bisschen externes Knowhow und Anschub brauchte die digitale Umsetzung der ersten Projekte schon Im Falle des Holzmaschinenbauers half ein Integrator beim Aufsetzen und Starten »Wir können als Mittelstand nicht alles selber leisten Wir brauchen einen Partner der uns auch mal über eine Klippe hievt « sagt Michael Hammerer Damit es beim „über Klippen Hieven“ bleibt und langfristig ein Großteil der Entwicklung in den Unternehmen selbstständig gewuppt werden kann empfiehlt Intrexx sogenannte Citizen Developer eine weiterentwickelte Form der bei IT-Einführungen bekannten Power User Citizen Developer sind keine Vollzeitprogrammierer Ein typisches Beispiel solch eines digitalen Ersthelfers ist etwa der Industriemechaniker der sich schon immer für IT interessiert hat und sich bestens mit den Produktionsprozessen auskennt – und damit Entwickler und Nutzer zugleich ist Das Marktforschungsinstitut Gartner prognostiziert dass Citizen Developer bis 2024 für mehr als 65 % der Anwendungsentwicklungen verantwortlich sein werden und ihre Anzahl bis 2023 viermal so hoch ist wie die der professionellen Entwickler Citizen Development wird sich laut der Marktforscher zu einer strategischen Praxis entwickeln mit der Unternehmen signifikante Vorteile herausarbeiten Bei Otto Martin arbeiten derzeit vier Citizen Developer an zahlreichen digitalen Projekten davon kümmern sich zwei Nutzer-Entwickler um kleinere Anpassungen zwei Fachexperten stecken tiefer in der Entwicklung und stemmen mittelgroße Projekte schon ohne externe Unterstützung Die steile Low-Code-Lernkurve begann für die Citizen Developer mit einem 2-Tages-Crashkurs der alle wesentlichen Bau-Michael Hammerer Otto Martin Maschinenbau „ Wir können wenn nötig Code einfügen damit haben wir deutlich mehr Möglichkeiten “ Hans de Visser Mendix „ Low Code kann als Digitalisierungstreiber in der Industrie wirken “