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IT-Dienstleister l IT-Systemhäuser l 17 2 l 2021 Es ist schön zu wissen dass die apotheke um die Ecke zur Verfügung steht wenn es komplex wird ➤ funkschau Herr Semmelroth Sie haben Ihr Systemhaus 2020 an GFC verkauft Warum genau? Philip Semmelroth Vor allem wegen der Zeit Wenn ich mehrere Jahre arbeiten muss um das Geld zu verdienen oder mir jemand dieses Geld auf einen Schlag anbietet und mir damit nicht nur die finanziellen Zuflüsse sicherstellt sondern mir gleichzeitig auch das ganze Zeitfenster des Systemhauses abnimmt dann kann ich mich ganz gezielt auf mein anderes Business konzentrieren Es war also eine Frage der neuen Prioritäten in meinem Leben sowie der direkten Verfügbarkeit des entsprechenden Kapitals Ich kann mich auf diesem Weg ganz auf mein Speaking und Coaching konzentrieren Platt gesagt waren es finanzielle Abwägungen sowie in meinem Fall eine hervorragende Alternative und jetzt habe ich den Kopf komplett frei für diese funkschau Sie haben C&S 2009 gegründet aufgebaut entwickelt Fällt so ein Abschied nicht schwer trennt man sich nicht auch etwas vom eigenen Firmen-Baby? Semmelroth Ich bin fest davon überzeugt Eine Firma ist kein Baby sondern ein Instrument Viele Unternehmer folgen zwar anderen Überzeugungen das ist aber nicht immer wirtschaftlich sinnvoll Denn ich muss mir auch eingestehen können wenn sich ein Modell ändert Nach dem Verkauf habe ich beispielsweise ganz andere Möglichkeiten So war mein großes Ziel immer komplett standortunabhängig zu arbeiten Das wäre mit der C&Snicht umsetzbar gewesen darauf habe ich entsprechend reagiert Das funktioniert aber nicht wenn ich meine Firma als mein Baby betrachte Also muss man das ganz nüchtern sehen funkschau Die Konsolidierung im Systemhaus-Bereich schreitet voran Werden wir in Zukunft vor allem große IT-Dienstleister im deutschen Markt sehen wie es beispielsweise in den USA der Fall ist? Semmelroth Der Unterschied zu den USA ist meiner Meinung nach dass die Wirtschaft in Deutschland sehr stark vom Mittelstand getragen wird Wir sehen zukünftig sicher viele dieser großen Unternehmen aber die werden nach wie vor auch genug Raum lassen für Einund Zwei-Mann-Firmen Die wird es immer geben das ist einfach in diesem Land verankert Aber außer Frage steht dass die Großen die Kleinen weiter unter Druck setzen werden Daher müssen kleinere Systemhäuser ein anderes Erfolgsmodell verfolgen Den Verkauf von individuell auf Kunden zugeschnittenen Lösungen Denn das können die Großen nicht da ihre Skalierung nur über Standardisierung funktioniert Wo also Individualisierung für die großen Anbieter keinen wirtschaftlichen Sinn macht da gibt es Chancen für die Kleinen funkschau Was bedeutet diese voranschreitende Entwicklung auf der anderen Seite für die Kunden? Verändert sich zukünftig die Beziehung zum Systemhaus? Semmelroth Einerseits wird die Zusammenarbeit durch die zunehmende Transparenz und Vergleichbarkeit planbarer das betrifft Abläufe und Preise Wir sehen hier eine Standardisierung von Dienstleistungen im Markt Der Kunde weiß also ganz genau was er bekommt Vor allem größere Unternehmen werden IT-Dienstleister aber andererseits auch viel stärker als strategische Partner sehen mit denen man nicht nur über IT sondern auch über Geschäftsentwicklung spricht Als IT-Dienstleister muss man daher in das Beratungsgeschäft einsteigen um Kunden bei der Optimierung ihrer Geschäftsmodelle zu unterstützen Sie werden dann wiederum für Unternehmen den wichtigen Stellenwert von beispielsweise Rechtsberatern oder Anwälten bekommen Denn aktuell ist die Zusammenarbeit in vielen Fällen noch sehr projektbezogen punktuell Aber es wird der Punkt kommen an dem die Kunden sagen dass sie alles aus einer Hand beziehen und nur mit einem strategischen IT-Partner arbeiten möchten funkschau Bedeutet das gleichzeitig auch dass die Unternehmen eine steigende Zahl an Lösungen und Prozessen aus der internen IT-Abteilung nach außen an ihre Partner geben werden? Semmelroth Auf jeden Fall die Komplexität ist einfach zu groß als dass die internen IT-Abteilungen sie überblicken könnten Darüber hinaus glaube ich dass das Risikopotenzial interner IT-Mitarbeiter enorm ist Man hat ein oder zwei Leute die alles im Blick haben aber wenn diese abgeworben werden kann das ganz erhebliche Rückschläge mit sich bringen Bei einer externen Firma werden sie hingegen immer Ersatz finden wenn ein Mitarbeiter ausfällt Das ist ein bisschen wie mit einer Hausapotheke Es ist von Vorteil wenn man Paracetamol und Aspirin im Haus hat aber wenn es komplexer wird ist es schön zu wissen dass die Apotheke um die Ecke als Backup-Plan immer zur Verfügung steht Die internen IT-Abteilungen werden aber auf lange Sicht in diesem Reibungsprozess weitestgehend verschwinden Denn die großen IT-Dienstleister können es schlicht immer besser Die Internen werden dagegen zwar sehr stark Widerstand leisten aber vor allem weil sie um ihre Existenz und ihre Berechtigung fürchten und nicht weil es das Beste für das Unternehmen ist Philip Semmelroth hat 2009 das Leverkusener Systemhaus C&Sgegründet und dieses 2020 verkauft Heute tritt der Vertriebsexperte als Speaker auf berät Firmen rund um Vertriebsthemen und hat zuletzt sein Buch 55 Business Turbos für KMU veröffentlicht Bild Philip Semmelroth