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Nr 8 2021 www markttechnik de 3 Aktuell Nachrichten etwa bei der Logistik oder bei den Bedarfssprüngen »2008 während der Finanzkrise waren die Peaks nicht so dramatisch wie im Jahr 2020« bestätigt Andreas Mangler Director Strategic Marketing & Member of the Extended Executive Board von Rutronik »Im Juli August 2020 waren Läger und Supply Chain im Forecast um circa 50 Prozent reduziert aber das hat nicht die reale Situation der Wirtschaft widergespiegelt die ja nicht um 50 Prozent eingebrochen ist « Im Oktober habe die Bestellsituation dann wieder angezogen und die Kunden hofften im Januar 2021 die Ware zu bekommen ein Trugschluss Einen weiteren Unterschied zwischen der Finanzkrise und der Pandemie-Krise sehen die Round-Table-Teilnehmer beim Verbraucher Während der Finanzkrise war das Geld beim Konsumenten knapp Das scheint diesmal rund um den Globus anders Wer sein Geld nicht in Reisen investieren konnte kauft e hochwertige Handys Freizeitgeräte weiße Ware oder inzwischen auch wieder ein neues Auto Frank Wolinski EMEA VP Head of Channel Sales von STMicroelectronics schildert die Situation folgendermaßen »Die Automobilindustrie hat im ersten Quartal 2020 den Bedarf um über 30 Prozent nach unten gefahren Die Forecasts wurden daraufhin immer niedriger und schließlich quasi von einem Tag auf den anderen wieder um 70 Prozent angehoben Das geht bei einem HalbleiterLieferanten einfach nicht Der Bedarf der Automobilindustrie ist derzeit höher als vor der Pandemie und das mit einem Forecast der nur halb so hoch war « Das bedeutet in Zahlen ausgedrückt dass ST von einer Run Rate von 2 3 Mrd Dollar in Q2 kommend auf 2 Mrd Dollar reduziert hat um sich in Q4 wieder bei über 3 Mrd Dollar zu bewegen »Das bedeutet einen Swing von 50 Prozent innerhalb von zwei Quartalen Und jetzt hätten die Kunden gerne noch einmal 20 Prozent mehr« so Wolinski Das extreme Auf und Ab bestätigt auch Marie-Pierre Ducharme Director Supplier Marketing & Business Development EMEA von Mouser und weist dabei noch auf ein anderes Problem hin »Bedingt durch die gesunkene IndustrieNachfrage in 2020 haben einige Halbleiterhersteller ihre Kapazitäten verstärkt auf den Boom der Consumer-Produkte hin ausgerichtet « Zusätzlich sieht Ducharme Nachholeffekte aus 2019 die das Pandemiejahr nach hinten verschoben hat »Durch die Pandemie ist natürlich nichts berechenbar und man weiß nicht wie sich verschiedene Faktoren entwickeln Forecasts waren immer schon schwierig jetzt sind sie eine enorme Herausforderung « Hinzu kommen die Kapriolen bei Transport und Logistik aus Asien Zu Beginn der Pandemie Fortsetzung von Seite 1 in den Lieferketten haben die fehlenden Transportkapazitäten in der Luftfracht zu einem höheren Transportbedarf über den Seeund Schienenweg aus China geführt Damals galt der 16-tägige Transport über den Schienenweg als echte Alternative zum Flugzeug Doch diese Kapazitäten sind inzwischen auf lange Sicht ausgebucht und die Luftfracht hat bei Weitem noch nicht das Vorkrisen-Volumen erreicht »Bei der Containerfracht gibt es aber inzwischen nicht nur zu wenige Container es scheint auch an Personal zu fehlen Das hat zu massiv gestiegenen Frachtkosten geführt teilweise werden Container heute zum zehnfachen Preis angeboten wie vor der Pandemie Außerdem haben sich die Lieferzeiten um bis zu vier Wochen verlängert Rein rechnerisch könnte man sagen dass dadurch eine Monatsproduktion auf dem Weg geblieben ist« erklärt Dietmar Jäger Leiter des globalen TDK Distributionsgeschäfts Die Preiserhöhungen tun ihr Übriges So schlagen aktuell etwa 8000 bis 10 000 Dollar für einen 40-Fuß-Container zu Buche Vor der Pandemie lag der Preis etwa bei 2000 Dollar bestätigen die Diskussionsteilnehmer Nicht nur im globalen Kontext auch innerhalb Europas gibt es Verwerfungen bei der Logistik wie Michael Denner bestätigt Geschäftsführer von Gudeco Als Beispiel nennt er Fracht nach England und Polen Während die Logistik nach England bekanntlich unter dem Brexit leidet sorgen Grenzkontrollen und Wetterkapriolen Richtung Osteuropa für Probleme »Wir haben eine Sendung aus Dresden zurückgeholt die wir eigentlich mit DHL Express zum Kunden nach Polen versandt hatten weil die Logistik nicht funktioniert hat Schlussendlich hat ein Privat-Fahrer die Ware innerhalb von acht Stunden nach Polen gebracht « > Lager leer Doch all diese Einflussfaktoren wären im Grunde handhabbar Das Hauptproblem ist nach Ansicht einiger Diskussionsteilnehmer der Runde vielmehr die Tatsache dass die Lieferkette »bedingt durch Cash Flow und betriebswirtschaftliche Faktoren komplett leer« ist »Die Distributoren haben kaum Lager die EMS haben kaum Lager und die Kunden im Automobilsektor haben gar kein Lager mehr und genau das ist der Knackpunkt« fasst Wolinski zusammen Lager leer will Hermann Reiter Managing Director Digi-Key Electronics Germany so allerdings nicht stehen lassen »Wir haben im Sommer bereits unsere Lager aufgebaut um für alle etwas bereitzuhalten « Großen Wert legt Reiter auf die Feststellung dass Digi-Key von vorneherein Spekulanten ausgeschlossen hat »Damit wollen wir sicherstellen dass wir Ware für den Ingenieur und fürs Proptotyping verfügbar haben « Das werde auch sehr gut angenommen »Es wird sehr viel entwickelt wir sehen dass neue Plattformen entstehen und bei Bestehendem umgedacht wird« so Reiter Dieses Umdenken fordert Acht Teilnehmer trafen sich zum Online Round Table Supply Chain Bilder Markt&Technik Seite 8