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2 l 2020 inside l funkschau Kommentar l 41 ➤ Der Fachkräftemangel steht bereits seit Jahren und Jahrzehnten ganz oben auf der Agenda von Wirtschaft und Politik Schon 2010 warnte der damalige Präsident des Deutschen Industrieund Handelskammertages Hans Heinrich Driftmann vor einer sich rasch zuspitzenden Lage zehn Jahre später hat sich daraus eine regelrechte Bedrohung entwickelt die konstant an der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen kratzt Allein die Zahl hierzulande unbesetzter IT-Stellen soll laut dem Bitkom zwischen 2018 und 2019 um 51 Prozent auf 124 000 gesprungen sein In den vergangenen zwei Jahren habe sie sich gar mehr als verdoppelt Enormen Handlungsbedarf sehen viele Kritiker daher im hiesigen Bildungswesen vor allem aber seitens der Politik beispielsweise in Form einer Flexibilisierung des Arbeitsrechts wie der Bitkom fordert Gleichzeitig gibt es aber auch zahlreiche Stimmen die das Ausmaß des deutschen Fachkräftemangels in Zweifel ziehen ihn gar zum Mythos erklären Unbegründet? Ich halte den Fachkräftemangel als Bedrohungsszenario eindeutig für einen Mythos der von verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Akteuren aufgebauscht wird um eigene Interessen durchzusetzen urteilt Unternehmer Martin Gaedt im Rahmen einer aktuellen Studie des Personaldienstleisters Hays Das Ergebnis der Untersuchung unter 1 000 befragten Führungskräften fällt zwar weniger drastisch aber nicht minder deutlich aus Fachkräftemangel ja aber längst nicht überall Leidglich 38 Prozent der Studienteilnehmer bewerten ihn als problematisch für das eigene Unternehmen besonders betroffen ist demnach das Gesundheitswesen Die ITK-Branche liegt hingegen mit einem Anteil von 33 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt Außer Frage steht nichtsdestotrotz dass sich zahlreiche Faktoren wie beispielsweise der demografische Wandel die Digitale Transformation und auch Wanderungsbewegungen auf die Personalsuche in deutschen Unternehmen auswirken können erklärt Prof Dr Peter M Wald von der Leipziger Hochschule für Technik Wirtschaft und Kultur Ein reiner Mythos also kaum gleichzeitig ist der Schreckensszenario Fachkräftemangel Autor Stefan Adelmann Fachkräftemangel aber auch nicht das drastische Schreckensszenario zu dem er oftmals stilisiert wird und dessen Zuspitzung Unternehmen nur mit noch lauteren Klagen um Personalnot und politische Untätigkeit begegnen können Vielmehr sehen viele Experten einen grundlegenden Wandel im Arbeitsmarkt in dem sich die Gewichtung zusehends zugunsten der Bewerber verschiebt Konkret Während Stellensuchende noch vor wenigen Jahren um die Arbeitgeber buhlen mussten sind die Anforderungen unter den Fachkräften vieler Bereiche gestiegen Sie können sich ihren Job aussuchen und sie können es sich leisten Die breite Mehrheit der Unternehmen würde sich jedoch laut der Hays-Studie noch im Dornröschenschlaf befinden Der Fachkräftemangel stellt vor allem für die Unternehmen eine Bedrohung dar die nicht willens sind die neue Realität am Arbeitsmarkt anzuerkennen Es sind also nicht nur Bildungswesen und Politik die wie so oft proklamiert in der Pflicht stehen sondern allem voran die Wirtschaft selbst Es erfordert Investitionsbereitschaft Nicht nur in höhere Löhne und eine Verbesserung des Arbeitsumfeldes sondern auch in Weiterbildungsmaßnahmen Es braucht mehr Bemühungen Fachkräfte selbst auszubilden und zu fördern Das kann auch bedeuten dass nicht nur Idealkandidaten eingestellt werden sondern Bewerbern Raum und Zeit im Unternehmen zugesprochen wird um sich zur perfekten Besetzung zu entwickeln Halten wir also fest Larmoyanz gepaart mit Schuldzuweisungen an das träge Bildungssystem helfen Unternehmen nicht weiter ziehen die Studienautoren ihr Fazit Sie zählen zahlreiche Werkzeuge für Unternehmen auf um dem tatsächlichen oder zumindest dem gefühlten Fachkräftemangel zu begegnen von neuen Wegen in der Rekrutierung über den Aufbau einer Arbeitgebermarke bis hin zur Automatisierung von Routineaufgaben Vor allem sei aber ein bewerberzentriertes Mindest notwendig Beispiele für eine gelungene moderne Personalpolitik gibt es im Markt bereits viele und somit auch Belege dafür dass sich das vermeintliche Schreckensszenario Fachkräftemangel mit der richtigen Strategie durchaus bewältigen lässt stefan adelmann Chefredakteur funkschau sadelmann@wekafachmedien de Halten wir also fest Larmoyanz gepaart mit Schuldzuweisungen an das träge Bildungssystem helfen Unternehmen nicht weiter