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48 2025 www markttechnik de 19 Wie stellt sich für Ihr Unternehmen die aktuelle Situation dar bezüglich Umsatzund Auftragseingang? Die Bookings waren in den letzten Wochen wieder etwas besser Das Bookto-Bill-Verhältnis ist insgesamt auf fast eins geklettert Der Umsatz ist allerdings noch sehr niedrig Man könnte also salopp sagen Das deutet zumindest mal auf einen stabil miserablen Markt hin « Wie die ak tu ellen FBDi-Zahlen zeigen sind die DACH-Umsätze der Distribution gegenüber dem Vorjahr tatsächlich in Q1 bis Q3 noch einmal um 15 4 Prozent gesunken die in Deutschland um 10 2 Prozent Rechnet man das linear hoch wird die Branche 2025 in Deutschland mit circa 3 13 Milliarden etwa auf dem Niveau von 2015 landen Da fragt man sich schon Wo ist das Wachstum der letzten zehn Jahre hin an dem wir alle eine Dekade lange so hart gearbeitet haben? Nach dem Rekordumsatz in 2023 von 5 42 Milliarden Euro in Deutschland dürfte man deshalb wohl für viele Jahre nicht mehr von Wachstum sprechen sondern nur noch von Erholung Es sei denn man ordnet die Allokationszahlen als das ein was sie immer sind massive Übertreibungen die nichts mit dem realen Markt zu tun haben Interessant ist also eher das langjährige Durchschnittswachstum Die Krux bei der Compound Annual Groth Rate CAGR – also der durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate über einen gewissen Zeitraum – ist dass sie vom Endpunkt der Betrachtung abhängt Hätte man die gleiche Formel am Höhepunkt 2023 angewendet wäre das Ergebnis seit 2008 ein Durchschnittswachstum von 5 6 Prozent gewesen Jetzt bis 2025 kommen eben nur 1 5 Prozent dabei heraus Die Wahrheit liegt vermutlich dazwischen Der obere Wert war eine Übertreibung der untere ist eine Untertreibung In der Allokation haben aber fast alle Marktteilnehmer von nachhaltigen Wachstumsraten jenseits der 20 Prozent geträumt Es war fast Common Sense vom »neuen Normal« zu sprechen Elektrifizierung E-Mobilität Energie wende Künstliche Intelligenz Internet der Dinge etc waren die Begründung für einen vermutet an haltenden Boom der Branche Was niemand gesehen hat war dass es eine übertriebene Panik mit vorgezogenen Käufen war Zudem kündigen die Großmächte gerade die Globalisierung der letzten 30 Jahre auf von der wir sehr profitiert haben Außerdem hat sich Russland strategisch für den Herausforderer China entschieden weshalb sie ihre günstige Energie in den nächsten Jahrzehnten dorthin verkaufen und nicht mehr an uns den bislang dominierenden Westen Und als würde das nicht schon reichen hat sich China mittlerweile vom Kunden zum billigen Wettbewerber weiterentwickelt Es ist wie ein perfekter Sturm Daraus ergibt sich vermutlich dass wir es wohl erst mal nicht mehr so leicht haben werden wie im größten Teil unseres bisherigen Lebens Die gute Nachricht ist aber dass die Themen All-Electric-Society E-Autos Erneuerbare Energien KI IoT Digitalisierung etc ja immer noch da sind und unsere Märkte tendenziell wachsen lassen Unabhängig von Panikwellen und Geopolitik arbeiten wir also grundsätzlich in der richtigen gesunden Branche Ich würde sie auch meinem 21-jährigen Sohn als Betätigungsfeld empfehlen Und wo hakt es nach wie vor? Die Abnehmer in den USA und China sind aktuell weniger geworden Deshalb gibt es Überkapazitäten und daher wird nicht viel investiert Alle müssen sich erst anpassen Dann können wir von diesem Niveau aus wieder »wachsen« Dazu gehört es unnötige Kosten zu reduzieren die in Booms möglich sind aber nicht in Rezessionen Zum Beispiel die übertriebene Bürokratie Es gibt die alte ewig richtige Managementregel von Peter F Drucker »Was gemessen wird verbessert sich « Man kann unseren Politikern nicht vorwerfen dass sie es nicht damit versuchen würden Um zum Beispiel den Datenschutz die Lieferketten oder die Umwelt zu verbessern was ja die Mehrheit der Bürger und Wähler möchte verlangen sie nach dieser korrekten Erkenntnis umfangreiche Berichtspflichten Nur leider überfordert es die Unternehmen wenn sie alles auf einmal schaffen müssen Zudem erzeugt es immense Kosten die unser internationaler Wettbewerb sich nicht auferlegt Ähnlich ist es im Energiebereich Um die CO 2 -Sparziele zu erreichen versucht die Politik mit CO 2 -Abgaben fossile Energie zu verteuern um für Bürger einen Anreiz zu schaffen auf die dann günstigeren Erneuerbaren umzusteigen Das ist alles sehr gut gedacht und im Interesse des Klimaschutzes Dummerweise machen auch hier nicht alle wichtigen Nationen mit Bei ihnen ist Energie dann insgesamt günstiger was deren Wirtschaftsstandort stärkt und unseren schwächt Die unvermeidliche Tragik der Allmende schlägt gnadenlos zu Wenn wir unsere Kuh vom Gemeindeanger führen damit dieser nicht leer gegrast wird hungert unsere Kuh und eine andere nimmt unseren Platz ein Ich denke so langsam dämmert das den Wählern sowie den politisch Verantwortlichen und es wird daran gearbeitet die Energiepreise in den Griff zu bekommen und wenigstens erst mal nicht mehr so viel neue Bürokratie zu erfinden wie in den letzten Jahren Ihr Ausblick für die kommenden Monate? Tja Prognosen sind ja bekanntlich schwierig vor allem wenn sie die Zukunft betreffen Die alte Masche den herbeigewünschten Aufschwung einfach im übernächsten Quartal zu verorten wurde mittlerweile zu oft ohne Erfolg angewendet und verfängt deshalb nicht mehr Ich weiß es nicht aber ich glaube dass sich die Stimmung im nächsten Jahr verbessern wird Wir haben uns alle an die erratischen Zollankündigungen sowie das tägliche Wechseln zwischen Freund und Gegner gewöhnt es schockiert uns nicht mehr so sehr Wir machen professionell unsere Arbeit weiter und wir passen die Kosten bestmöglich an Zudem werden Überbestände und Überkapazitäten abgebaut Das muss irgendwann dazu führen dass es wieder passt und die Stimmung steigt Die Chancen dass das 2026 der Fall sein könnte verbessern sich Dem gegenüber stehen die fundamentalen Wirtschaftsdaten und Stimmungsindizes aus Industrie Baugewerbe und Einzelhandel denn sie sind momentan noch nicht besonders vielversprechend Aber vielleicht ist es ja wie so oft Die Elektronikbranche ist den anderen Bereichen ein wenig voraus und die Belebung kommt deshalb bei uns etwas früher an Im Idealfall eben sogar schon im nächsten Jahr Thomas Gerhardt Geschäftsführer von Glyn »Stabil miserabler Markt«