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48 2025 www markttechnik de 13 www wibu com Schutz für Industrie 4 0 Anzeige Und was das Design betrifft Das ist kein vorwettbewerblicher Bereich Hier arbeiten wir in bilateralen Kooperationen – also in gezielten Allianzen zwischen einzelnen Unternehmen In Europa wird derzeit viel über Resilienz gesprochen – auch jenseits der Halbleiterwelt Wo sollte Europa Ihrer Meinung nach unabhängiger werden? Eine völlige Unabhängigkeit in der Halbleiterindustrie ist kaum möglich – die Branche ist global und hochgradig verflochten Selbst weltweite Chips Acts ändern daran wenig Das gilt ähnlich für die Cloud-Souveränität Aber Europa braucht eigene »Trümpfe im Spiel« um handlungsfähig zu bleiben Dazu gehört die bestehenden Stärken – etwa im Equipmentund Materialbereich – konsequent auszubauen Ein hypothetischer Konkurrent zu ASML wäre ein Risiko für unsere Widerstandsfähigkeit Deshalb gilt Stärken stärken Gleichzeitig sollten wir wieder den Mut haben von fortschrittlicher Halbleiterfertigung in Europa zu träumen Als ich Student war machte ich ein Praktikum bei STMicroelectronics damals weltweit führend in der Skalierung Es wäre richtig solche Ambitionen wieder aufleben zu lassen Neben Halbleitern und Cloud ist natürlich auch künstliche Intelligenz zentral Es gibt viel Hype ja – aber keine Blase KI wird bleiben Und wenn Europa in diesem Feld mitspielen will muss es in die KI-Hardware investieren Hier können wir als imec einen großen Beitrag leisten Wir wissen welche Technologien skalierbar sind und wie man sie entwickelt Ob über Kooperationen mit großen Foundries oder eigene europäische Produktionskapazitäten – wir können helfen solche Projekte umzusetzen Aber klar Das ist nicht billig Wer wieder einen Wettbewerbsvorteil erlangen möchte muss allein für den Einstieg mehrere zehn Milliarden Euro investieren Die Diskussion über fortschrittlichste Fertigung ist alt Sehen Sie realistische Chancen für Europa? Ja wenn wir endlich konsequent langfristig denken Solche Projekte scheitern meist an fehlender politischer Entschlossenheit Wenn Europa diesen langen Atem aufbringt können wir es schaffen Wir beim imec arbeiten täglich mit Spitzentechnologien – für uns ist das selbstverständlich Aber ob der durchschnittliche Europäer den gleichen Wert darin sieht ist fraglich Und doch wäre es nötig denn solch ein Projekt würde massive öffentliche Investitionen erfordern Wo sehen Sie das imec in vier bis fünf Jahren? Die Skalierung der Halbleitertechnologien ist heute relevanter denn je – gerade durch KI Wir machen Technologien kompakter und energieeffizienter Anfangs dachten viele KI sei ein »zweites Internet« – ein Thema für Softwareunternehmen Doch heute ist klar Die eigentlichen Herausforderungen liegen in der Hardware Wir werden diesen Bereich also weiter ausbauen Und die Resonanz ist groß Unsere Partner Technical Week PTW hatte zuletzt über 830 Teilnehmende – ein Rekord Gleichzeitig gewinnt IC-Link weiter an Bedeutung Es verbindet Technologieentwicklung und Anwendung und ist zentral für den Aufbau europäischer Designkompetenzen Ich selbst komme aus dem Designbereich und ich bin überzeugt imecs Einfluss wird künftig stärker über reale Anwendungen spürbar In klassischen Forschungskooperationen etwa mit TSMC oder Intel liefern wir Grundlagen die dort weiterentwickelt werden In Bereichen wie Gesundheit Automotive oder Robotik müssen wir jedoch selbst höhere Reifegrade erreichen und marktfähige Prototypen liefern Ein Beispiel In der Genomforschung kommt heute meist imec-Technologie zum Einsatz Aber dort reicht es nicht wissenschaftliche Artikel zu publizieren – wir müssen funktionsfähige Chips liefern die etwa Blutproben auslesen können Alle Projekte die einen solchen Reifegrad erfordern sind bei uns unter IC-Link gebündelt Früher stand IC-Link für ASIC-Design-Services heute umfasst es auch Photonik 3D-Integration und Life-Science-Plattformen – also alle Bereiche in denen Forschung direkt in Anwendungen übergeht Beim imec wurde vor einiger Zeit ein Cell-Sorter entwickelt… Ja das war ein spannendes Projekt für die Zelltherapie – und ein gutes Beispiel dafür wie schwierig es ist eine Technologie bis zur praktischen Anwendung zu bringen Wissenschaftlich war sie sehr vielversprechend aber sie hat es noch nicht auf den Markt geschafft Das zeigt Ohne ausreichende Ressourcen oder Strukturen – etwa durch Startups – lässt sich eine Idee kaum bis zur Marktreife führen Wir halten die Technologie weiterhin für exzellent aber ohne Umsetzung bringt sie wenig Ist das ein spezifisches Problem der Gesundheitsbranche? Nein das betrifft alle Sektoren Auch in der Automobilindustrie ist die Forschungsbereitschaft begrenzt Projekte müssen dort oft schon sehr ausgereift sein bevor sie übernommen werden Ein besonders interessantes Feld ist die Life-Science-Industrie Dort ist Open Innovation schwer umzusetzen weil das Geschäftsmodell auf Patentschutz einzelner Moleküle beruht Trotzdem entstehen hier spannende Ansätze Ein Beispiel unsere Forschung an mikrophysiologischen Systemen MPS Statt Tierversuche zu nutzen entwickeln wir synthetische Modelle Aus einer Hautprobe erzeugen wir induzierte pluripotente Stammzellen und schaffen damit einen digitalen Zwilling des Körpers auf einem Chip Daran lassen sich neue Wirkstoffe testen – schnell effizient und ohne Tierversuche Wir arbeiten hier eng mit Partnern wie Merck zusammen die über die nötigen Ressourcen verfügen um solche Technologien in reale Produkte zu überführen Das ist ein hervorragendes Beispiel wie Wissenschaft und Industrie gemeinsam Innovation beschleunigen können Das Interview führte Iris Stroh